Der Erreger: Das HI-Virus
Das HI-Virus beim Andocken an eine Wirtszelle
Das Immunschwäche-Virus HIV wurde 1983 zum ersten Mal beschrieben. Es gehört zur Familie der Retroviren. Daher wird die Therapie, die das HI-Virus bekämpft, auch antiretrovirale Therapie genannt.
Im Gegensatz zu Bakterien besitzen Viren keinen eigenen Stoffwechsel. Deswegen können sie sich ohne fremde Hilfe nicht vermehren. Um neue HI-Viren bilden zu können, befallen sie lebende Körperzellen – Wirtszellen genannt – und programmieren diese um.
Jedes Virus bevorzugt bestimmte Wirtszellen zur Vermehrung. Speziell beim HI-Virus sind dies die sogenannten T-Helferzellen oder CD4-Lymphozyten des menschlichen Immunsystems, die normalerweise neu eingedrungene Krankheitserreger wirksam bekämpfen.

Das HI-Virus beim Andocken an eine Wirtszelle
Die neu entstandenen HI-Viren zerstören ihre Wirtszelle und gelangen ins Blut. Sofort infizieren sie neue T-Helferzellen, worauf der Vermehrungszyklus von neuem beginnt. Dies führt mit der Zeit zu einer erheblichen Schwächung des Immunsystems. Der Körper verliert zunehmend seine Fähigkeit, Krankheitserreger wirksam zu bekämpfen.
Was das HI-Virus zu einem für das Immunsystem unbezwingbaren Gegner macht, ist vor allem seine Wandelbarkeit: Die Oberfläche des Virus ändert sich von Vermehrungszyklus zu Vermehrungszyklus so stark, dass das Immunsystem es nicht mehr erkennt. Dadurch muss es von neuem spezialisierte Abwehrzellen bilden, als wäre es von einem ganz neuen Erreger befallen worden. Bis die Abwehrzellen gebildet sind, hat ein Teil der Viren seine Oberfläche aber schon wieder geändert. Das Virus ist dem Immunsystem so immer einen Schritt voraus.
Außerdem baut das HI-Virus in einem Teil der infizierten Zellen sein Erbgut zwar ein, vermehrt sich aber vorübergehend nicht. In solchen Zellen kann es nicht angegriffen werden, da es bislang kein Medikament gibt, um das HIV-Erbgut wieder zu entfernen.