Therapie bei Patienten ohne HAART
Welche Patienten kommen für eine Interferon-Therapie in Frage?
Wenn keine HAART notwendig ist, sollte grundsätzlich eine Therapie mit pegyliertem Interferon in Betracht gezogen werden. Die Datenlage ist allerdings in dieser speziellen Patientengruppe dünn.
Besonders günstig für ein Ansprechen auf Interferon sind folgende Faktoren:
- Wildtyp–Infektion (HBe-Ag positiv)
- deutlich erhöhte Leberwerte
- niedrige HBV-Viruslast
Alternativ kommt, insbesondere für Patienten mit HBe-Ag-negativem Virustyp, eine Therapie mit dem Nukleosid-Analoga Telbivudin infrage. Allerdings muss der Abfall der HBV-Viruslast regelmäßig überprüft werden, da unter Telbivudin bei fortlaufender HBV-Vermehrung das Risiko für die Entstehung von relevanten HBV-Medikamentenresistenzen besteht. Ist zum Zeitpunkt Woche 24 nach Beginn der Telbivudin–Therapie kein Abfall der HBV-Viruslast unter die Nachweisgrenze erkennbar, sollte Adefovir hinzu gegeben werden, um eine Resistenzentwicklung des HBV-Virus gegenüber Telbivudin zu verhindern.
Bei sehr hohen HBV-Viruslasten ist eine Kombinationsbehandlung aus Telbivudin und Adefovir eine Alternative.
Inzwischen haben auch einige internationale Therapieleitlinien, z. B. die DHHS und IAS-Leitlinien bei Patienten mit HIV- und HBV-Infektion, einen früheren Therapiestart von HAART (unter Einschluss von Tenofovir und 3TC oder FTC), also > 350 und 500 Helferzellen absolut /µl, als empfehlenswert eingestuft.