Nebenwirkungen –
bleiben leider nicht aus
Die Therapie mit pegyliertem Interferon alfa und Ribavirin bleibt leider nicht ohne Nebenwirkungen. Der Zeitpunkt für einen Behandlungsbeginn sollte daher gut überlegt werden. Ungeeignet ist z.B. die Zeit direkt nach einem Berufswechsel, einem Umzug oder der Geburt eines Kindes. Da die Hepatitis-C-Therapie selten eine Notfallbehandlung ist, die sofort erfolgen muss, sollte die Therapie möglichst in einer ruhigen, ausgeglichenen Lebensphase beginnen.
Alle auftretenden Nebenwirkungen sollten in jedem Fall dem behandelnden Arzt berichtet werden. Denn: Er kann möglicherweise etwas dagegen tun! Die Korrektur der Dosis des pegylierten Interferons, der Ribavirin-Dosis oder die Gabe zusätzlicher Medikamente kann die Nebenwirkungen lindern.
So belastend die Nebenwirkungen aber auch sein mögen, sie sind ein Zeichen dafür, dass das pegylierte Interferon alfa wirkt.
Tatsache ist auch, dass die Nebenwirkungen meistens zum Teil oft schon in der zweiten bis vierten Behandlungswoche, wenn sich der Körper an die Medikamente gewöhnt hat, spürbar nachlassen und nach Abschluss der Behandlung wieder völlig verschwinden.
Grippeartige Beschwerden, Fieber
Häufig treten schon wenige Stunden nach Beginn der Behandlung grippeartige Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost und Muskelschmerzen auf.
Ursache hierfür ist die immunstimulierende Wirkung des gespritzten Interferons. Das Interferon aktiviert das Abwehrsystem des Körpers. Der Körper reagiert wie bei einer Infektion mit einem Grippevirus, er erhöht seine Körpertemperatur und konzentriert seine Kräfte auf die Abwehr des Virus. Man fühlt sich schlapp und bekommt Fieber.
Heute geht man davon aus, dass die typischen Symptome einer Grippeerkrankung zumindest teilweise durch die körpereigene Interferonproduktion verursacht werden. Sehr ähnliche Nebenwirkungen spürt man natürlich, wenn das Interferon als Medikament von außen gespritzt wird.
Die grippeartigen Symptome können aufgefangen werden, indem die Injektion des Interferon alfa am Abend erfolgt. So kann zumindest ein Teil der Beschwerden „überschlafen“ werden. Fieberschübe können nach Absprache mit Ihrem Arzt durch die Einnahme von Paracetamol oder anderen „Grippemitteln“ abgeschwächt werden, dabei sollte bei der Dosisempfehlung auf die Erkrankung der Leber Rücksicht genommen werden.
Stimmungsschwankungen
Die Abwehr-Arbeit und die Behandlung mit Interferon sind für den Körper kräftezehrend. Es ist deshalb nur natürlich, dass sich viele Patienten während der Behandlung ausgelaugt fühlen. Werden die Kraftreserven des Körpers durch die Abwehr-Arbeit zu sehr beansprucht, können auch stärkere Ermüdungserscheinungen und Erschöpfung die Folge sein. Dies kann so weit gehen, dass sich Patienten bei der Bewältigung des Alltags überfordert fühlen.
Depressive Verstimmungen können während der Interferon-Therapie sehr belastend werden. Betroffene, die schon vor der Therapie unter Depressionen litten, sollten dies unbedingt mit ihrem Arzt im Vorfeld besprechen.
Auch das Auftreten von Aggressionen während der Interferon-Therapie sollte nicht unterschätzt werden. Aggressives Verhalten kann die Beziehung zum Partner und zu Freunden beeinträchtigen.
Daher sind Hepatitis-C-Patienten während der Interferon-Therapie sehr auf die Unterstützung ihrer Familie und ihrer Freunde angewiesen. Sie brauchen viel Verständnis und vor allem Motivation durch ihre Mitmenschen.
Dem behandelnden Arzt muss unbedingt von Stimmungsschwankungen berichtet werden. Er kann unter Umständen mit Medikamenten helfen oder durch Anpassen der Interferon-Dosis diese Nebenwirkungen lindern.
Knochenschmerzen
Unter der Interferon-Therapie kann es zu einem Abfall der weißen oder roten Blutkörperchen kommen. Um diesen Verlust wieder auszugleichen, läuft die (Nach-) Produktion der weißen Blutkörperchen im Knochenmark auf Hochtouren. Es ist daher nur verständlich, dass die Patienten die Behandlung mit Interferon buchstäblich in den Knochen spüren. Allerdings deutet das Fehlen von Knochenschmerzen nicht auf ein Therapieversagen hin.
Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
Bei einem Teil der Patienten tritt im Verlauf der Behandlung zunehmend Appetitlosigkeit auf, die unter Umständen zu spürbarem Gewichtsverlust führt. Soweit sollte es auf keinen Fall kommen. Abwechslungsreiche und gesunde Ernährung sind unbedingt notwendig und sinnvoll, damit der Körper die nötige Energie für seine Abwehr-Arbeit erhält.
Hierbei hilft es, Zeit für regelmäßige Mahlzeiten ganz bewusst in den Tagesablauf einzuplanen und jede Mahlzeit zu etwas ganz Besonderem zu machen. Essen mit Freunden und Angehörigen macht viel mehr Spaß und regt den Appetit an. Und wenn gar nichts hilft, gibt es hochkalorische Aufbau- oder Zusatznahrung („Astronautennahrung“). Nähere Auskünfte hierzu erteilen gerne die Selbsthilfegruppen. Eines jedoch gilt in jedem Fall: auf Alkohol sollte jedoch unbedingt verzichtet werden.
Haarausfall und trockene Haut
Trockene Haut und eingerissene Mundwinkel sind eine häufige Begleiterscheinung der Interferon-Therapie. Dies kann jedoch durch regelmäßige Pflege der Haut mit entsprechenden Lotionen gelindert werden.
In einigen Fällen kommt es während der Therapie zu verstärktem Haarausfall, was natürlich eine zusätzliche psychische Belastung darstellen kann. Aber, keine Sorge, der Haarwuchs wird sich nach Abschluss der Therapie wieder langsam normalisieren.
Blutbildstörungen
Auch andere Blutbestandteile, die im Knochenmark gebildet werden (z.B. Blutplättchen, roter Blutfarbstoff), können von der Interferon- oder Ribavirin-Wirkung betroffen sein. Es ist daher unbedingt notwendig, dass der behandelnde Arzt regelmäßig und in kurzen Zeitabständen die Blutwerte kontrolliert.
Eine häufige unerwünschte Begleiterscheinung der Ribavirin-Therapie ist der Abfall des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin, was zu einer sogenannten Anämie (Blutarmut) führen kann. Abgeschlagenheit und Luftnot bei körperlicher Anstrengung können die Folgen sein.
Sollte es bei der Therapie mit Ribavirin und Interferon alfa im Blutbild zu Abweichungen kommen, entscheidet der behandelnde Arzt, ob die Ribavirin-Dosis und/oder die Interferon-Dosis verringert oder die Medikamente ganz abgesetzt werden müssen.
Grundsätzlich sollten auftretende Nebenwirkungen oder Besonderheiten mit dem Arzt besprochen werden, ebenso der Wunsch einer Änderung der Therapie. Durch Anpassung der Hepatitis-C-Therapie an die Erfordernisse, aber auch an individuelle Bedürfnisse können die Chancen für einen Therapieerfolg erhöht und die Lebensqualität gesteigert werden.
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